Kepía – oder: ohne Mauern kein Paradies

 

Die früheste Kulturleistung des Menschen besteht darin, einen Garten anzulegen. Dabei geschieht ein künstlicher Eingriff in ein Stück Natur, das in Folge seiner Bearbeitung in einem neuen Verweisungszusammenhang erscheint. Der Mensch greift in die Natur ein, weil er selbst Teil von ihr ist und sich in freier und zweckmäßiger Gestaltung zu ihr verhält. Dabei lassen sich von früh an verschiedene Gartenformen unterscheiden:

 

- zunächst der Nutzgarten, der ein Stück Land von der umgebenden Natur abtrennt, um es zum Zweck des eigenen Lebenserhalts urbar und fruchtbar zu machen. Die Natur wird hier zum Überlebensgarant für den Menschen, der sie gestaltet und pflegt – aber auch zunehmend zu beherrschen sucht.

 

- Demgegenüber und nahezu gleichursprünglich der Heilige Hain, ein sakraler Ort zur Verehrung der Gottheit. Dieser Garten ist ein abgetrennter Bezirk, der den Menschen in eine unmittelbare Nähe zu dem kommen läßt, was über ihn hinaus ist. Im heiligen Hain stehen Bäume, die im Altertum als Sitz der Götter verehrt und geachtet wurden und gedeihen Blumen, die zu den Götterfestern als Schmuck und Gabe – und ohne direkten Nutzen gepflückt werden. Auch in späteren Jahrhunderten bestehen Gärten als sakrale Orte fort (z. B. in Klöstern), in denen sich Prinzipien der Arbeit und der Kontemplation glücklich verbinden.

 

- Im höfisch-ritterlichen Mittelalter entsteht der Lustgarten, ein Ort des seelisch-sinnlichen Wohlgefallens, der keine physische Notwendigkeit des Menschen stillt, sondern im Gegenüber zu der rauhen Wirklichkeit einen Raum der Erholung und des sich vergnügenden Spiels eröffnet.

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