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Gott, unser Heil, hat seine Freundlichkeit

Fenster in Hofheim am Taunus

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Gott, unser Heil, hat seine Freundlichkeit

 

- Gott als ein König gewaltiglich regiert -

 

1.) Gott, unser Heil, hat seine Freundlichkeit

Mit vollem Glanz erzeiget weit und breit.

Hat lassen sehn der großen Güte Macht,

Wo Abend liegt und wo die Sonn' erwacht. (a)

 

2.) Es macht kein Werk und sterblichs Tun gerecht,

Denn was verdient ein Mensch, ein armer Knecht?

Und tut er gleich, was er vermag und kann,

So hat er doch vor Gott noch nichts getan.

 

3.) Was selig macht, das ist Barmherzigkeit,

Die unser Gott mit reicher Hand verleiht.

Der Heil'ge Geist, des neuen Lebens Bad

Ist dies, womit er uns gewaschen hat.

 

4.) Er hat auf uns gegossen seinen Geist

Durch Jesum Christ, der Heiland ist und heißt:

Desselben Gnad ist, die uns selig macht,

Durch die ein Mensch zum Himmel wird gebracht.

 

(a) im Westen, wie im Osten (überall)

 

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Text: Martin Opitz

Melodie: ohne Angabe

Thema: der 93. Psalm

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gefunden in:

Martin Opitzen von Boberfeld

Teutsche Gedichte,

Dritter Band - Geistliche Lieder

Frankfurt am Main, 1746

Lied am Neujahrstage

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Martin Opitz von Boberfeld (* 23. Dezember 1597 in Bunzlau; † 20. August 1639 in Danzig) war der Begründer der Schlesischen Dichterschule und ein bedeutender deutscher Dichter des Barock.

Opitz war der Sohn des Metzgers Sebastian Opitz und dessen erster Ehefrau Martha Rothmann. Er besuchte ab 1605 die Lateinschule seiner Vaterstadt, wechselte 1614 auf das Maria-Magdalenen-Gymnasium zu Breslau und 1617 an das akademische Gymnasium zu Beuthen/Oder. Nachdem er 1618 einige Zeit als Hauslehrer tätig war, wechselte er 1619 an die Universität nach Heidelberg, wo er Philosophie und Jura studierte. Danach war er in verschiedenen Anstellungen in Heidelberg, den Niederlanden, in Jütland und in Weißenburg/Siebenbürgen beschäftigt. Er kehrte 1623 nach Schlesien zurück und nahm die Stelle eines Rats am Hof zu Breslau bei Herzog Georg Rudolf von Liegnitz an.

1624 veröffentlichte Opitz sein Hauptwerk, das Buch von der 'Deutschen Poeterey'. Hierin beschreibt er Regeln und Grundsätze einer neu zu begründenden hochdeutschen Dichtkunst, die sich nicht an den überlieferten antiken Versmaßen ausrichten, sondern vielmehr eine eigene, der deutschen Sprache gemäße metrische Form finden solle,

in der unreine Reime, falsche Betonungen und Wortverkürzungen keinen Platz mehr haben. Diese Buch gilt als Opitz' Hauptleistung, wobei er sich selbst allerdings auf ein lateinisches Werk über Poetik von Julius Caesar Scaliger, einem italienischen Gelehrten des 15. Jahrhunderts, stützte. Dessen ungeachtet war diese Veröffentlichung sehr wirkungsvoll, die nach Opitz kommenden Dichter sind sämtlich seinem Regelwerk verpflichtet.

Anlässlich eines Besuchs in Wien verfasste Opitz 1625 ein Trauergedicht auf den Tod des Erzherzogs Karl. Dafür wurde er vom Kaiser Ferdinand II. eigenhändig zum 'Poeta Laureatus' gekrönt und 1628 als Opitz von Boberfeld in den Adelsstand erhoben. Opitz selbst machte jedoch Zeit seines Lebens von dieser Nobilitierung keinen Gebrauch.

Zunächst vergeblich bemühte sich Opitz um die Mitgliedschaft in der 'Fruchtbringenden Gesellschaft', einem Dichterkreis. Problematisch war beispielsweise die Tatsache, dass Opitz, obwohl selbst evangelisch, in Schlesien in katholischen Diensten stand. Erst 1629 erreichte er seine Aufnahme.

1634 kehrte er zum Herzog Georg Rudolf von Brieg zurück und ließ sich in Danzig nieder. 1636 trat er in den Dienst von König Wladyslaw IV. Wasa von Polen, der ihn zum Sekretär und polnischen Hofhistoriographen ernannte. In dieser Eigenschaft begann Opitz das Studium der sarmatischen Altertümer, beschäftigte sich daneben mit altdeutscher Poesie. Am 20. August 1639 starb Martin Opitz im Alter von nur 41 Jahren infolge einer in Danzig wütenden Pestseuche. Seine Grabstätte befindet sich in der damals evangelischen Danziger Marienkirche.

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Uploaded on February 4, 2007
Taken on February 3, 2007