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Heut' mal ratz fatz natz in Cux

Cuxhaven heut' mal schnell ratzfatz.

Da steht ein Haus feinfein.

Gewidmet einem Ringel natzbatzbatz.

Kuttel Daddeldu ist hier zu Haus. –

DICH lassen sie aber auch gern rein.

Das schon ist nun mein letzter Satz.

Auch schlicht ganz einfach ratzfatzfatz.

 

ER kommt gebürtig aus Wurzen – ich will jetzt nicht mehr reimen!

Er hätte es da oben ohnehin origineller getextet:

Hans Gustav Bötticher ist ein Versschmied der besonderen Art.

Er wird auch von Anderen veröffentlicht [sogar von Rowohlt], im Gegensatz zu mir. Ich muss mich hier selber durch verbissenes eigenes Zutun öffentlich machen – ständig downloaden und gegen Pandas kämpfen. Und wer liest es dann überhaupt . . .

Gut, es wird vermutlich plausible Gründe geben, weshalb mein literarischer Stern bislang noch nicht hell funkelnd am schillernden Goethelessingheinefirmament sichtbar ist.

Bötticher ist nicht nur Schriftsteller aus einem gebildeten Hause.

Er ist auch Kunstmaler und Kabarettist. Sein Opa unterrichtet am fürstlichen Hof in Weimar die blaublütigen Töchter. In dieser Hinsicht ist auch bei meinen beiden Opas Fehlanzeige.

Bötticher [er]-findet auch einen Künstlernamen für sich, der viel spannender klingt, als das ziemlich simple niedersachsenfoto.

Heute ist sein Aliasname nicht mehr so geläufig wie in meiner Jugend: Joachim Ringelnatz.

In der einst real existierenden DDR – einige erinnern sich noch – ist er noch Jahrzehnte nach seinem Tod populär, vor allem in Gestalt der Seemannsfigur Kuttel Daddeldu. Dieser Matrose ist die populärste seiner literarischen Protagonisten, wie das neudeutsch so schön heißt.

Ich habe mich nie als Matrose im Urwald von Britisch-Honduras verlaufen - Ringelnatz hingegen schon, als er noch Bötticher heißt. Seine Biografie ist eine wahrhaft abenteuerliche – dabei wird der kunstbegabte Seemann gerade etwas mehr als fünfzig Jahre alt. Vermutlich hat ihm sein früher Tod 1934 durch eine schwere Tuberkulose manches erspart, was ihm durch sein kritisches Verhältnis zu den braunen Machthabern bevorgestanden hätte. Auftrittsverbote und die Verbrennung seiner Bücher zeigen, dass er schon früh im Fokus des Naziregimes steht. Seine Bilder gelten als Entartete Kunst und werden aus den Museen entfernt.

Das Grab von Joachim Ringelnatz findet man auf dem Berliner Waldfriedhof. Nur neun Trauergäste geben ihm das letzte Geleit. Zuvor ist sein 50. Geburtstag das letzte bedeutende Ereignis seines Lebens. Zu seinen Gästen gehören die damals berühmte Schauspielerin Asta Nielsen und der Hamburger Verleger Ernst Rowohlt.

Vor seiner künstlerischen Laufbahn ist der gebürtige Sachse Ringelnatz bis Ende des 1. Weltkrieges Marinesoldat, der es bis zum Leutnant und Kommandanten schafft. Zu seinen Stationen gehören damals Kiel, Wilhelmshaven und Cuxhaven. Mit seinem letzten maritimen Standort schließt sich der Kreis zum dortigen Ringelnatz-Museum.

Direkt gegenüber dem Museum liegt übrigens das bekannte Schloss Ritzebüttel hinter einem breiten Wassergraben in einem idyllischen Park. Klein, aber fein, erscheint das Gehölz – nein, eher rustikal, mit einem Hauch von Urwald [DU musst also nicht unbedingt nach Britisch-Honduras. Hier in Cuxhaven kannst du Urwald und Ringelnatz quasi leichtfüßig miteinander verbinden].

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Uploaded on March 23, 2018
Taken on March 23, 2018