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Obermallebarn. Tabernakelpfeiler, um 1500 - Gotik

Wenn man Obermallebarn (GM Sierndorf, KO) auf der örtlichen Landstrasse, der L 1105, verlässt, steht am Ortsende bei der Abzweigung zum Schloss Schönborn dieser prächtige etwa 4m hohe spätgotische Tabernakelpfeiler aus Sandstein - ein ehemaliges Lichthaus. Er ruht in 204m SH auf einem neuerrichteten stabilen Grundfundament auf dem sich der vierseitige Pfeiler befindet. Er hat unterhalb einen quaderförmigen Fussblock auf dessen oberen vier Ecken schöne Blütenblätter (Krabben) als Sandsteinrelief zu sehen sind, dazwischen pyramidenförmige Nasen. Am Fussblock ein achtseitiges Mittelstück das unterhalb einen durch acht halbpyramidenförmige Nasen einen sternförmigen Säulenfuss bildet. Auf dem achtseitigen Mittelstück ein würfelförmiges Schulterstück (Kapitell) das zur Fasung unterhalb runde breite Zungen zeigt. An der Vorderseite des Kapitells ist ein Relief eines Wappenschildes angeheftet auf dem eine breite Pflugschar und ein schmales Sechmesser als Relief dargestellt ist - daraus kann man schliessen das der Stifter aus einer finanzstarken Landwirtschaft stammt. Unter dem Schulterblock noch eine Kehlung und ein umlaufender stabförmiger Abtropfsims. Am Schaft eine typische spätgotische Kragenplatte mit einem absteigenden Karnies unterhalb mit einen abschliessenden Stab. Oberhalb ist die Kragenplatte zum Tabernakel hin dachartig abgeschrägt und hat an seinen äusseren oberen Ecken typische spätgotische offene Giebel an allen vier Seiten. Auf der Kragenplatte ein total erneuerter quaderförmiger Volltabernakel der an allen vier Seiten seichte gotische spitzbogige Nischen mit einem gewulsteten Rand zeigt. In der vorderen Nische ist eine moderne Madonna von Typus Wundertätige Medaille, Erscheinung aus 1830, zu sehen. Geschützt wird der Tabernakel von einem spitzbogigen Kreuzgiebeldach. Am First, etwas unpassend, ein schmiedeeisernes Kreuz statt einem einfachen gotischen Steinkreuz. Der Pfeiler stand nicht immer an dieser Stelle sondern stand bei seiner Errichtung an den Gemeindegrenzen von Ober- und Untermallebarn am Fusse des Haidberges im Ried "Am Galgen". Es wurde viel über seine damalige Funktion spekuliert wie "Galgenkreuz" - dazu wäre er zu aufwendig gestaltet. Galgenkreuze waren sehr einfach und hatten nur eine Nische mit einem Kruzifix darin - siehe Galgenkreuz in Raabs. Auch "Schwedenkreuz" - die Schweden kamen aber erst im Barock (1645), also 150 Jahre später, ins Land da sahen die Pfeiler bereits völlig anders aus. Mit grosser Wahrscheinlichkeit war er der übliche Pestpfeiler (Pest 1490) und stand weit ausserhalb des Ortes. Er hatte vom Typus einen nach drei Seiten offenen Tabernakel in dem Lichtträger eingestellt werden konnten - siehe gotischen Pfeiler in Pernegg. Der Stifter könnte Hans von Zelking gewesen sein, der die damalige Herrschaft in Sierndorf inne hatten zu der auch Obermallebarn gehörte. Bis zum vorigen Jahrhundert lag der zerbrochene Schaft, ohne Tabernakel, in einem Graben in der Nähe seines alten Aufstellungsortes. Um 1988 liess die Gemeinde den Restpfeiler bergen und ihn durch den Steinmetzmeister Walter Schindler restaurieren und ihn mit einem neuen Tabernakel ergänzen. Anschliessend wurde er an seinem heutigen Standort aufgerichtet. Er ist heute das älteste Flurdenkmal in der Gemeinde - zu mindest der Schaft.

 

Standort 2000: GPS 48.463769, 16.151721

Standort 1500: GPS 48.4562, 16.1530

kein Denkmalschutz

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Uploaded on May 4, 2019
Taken on May 2, 2019